«Die Landwirtschaft tangiert alle»
Eveline Bachmann aus Frauenfeld hat 270 Legehennen und weiss: Die Landwirtschaft ist das Fundament der heutigen Zivilisation.
«Die Landwirtschaft tangiert alle irgendwo, spätestens als Endverbraucher», sagt Eveline Bachmann auf der Terrasse ihres Bauernhauses, etwas ausserhalb von Frauenfeld gelegen. Die Sonne zeigt sich an diesem Vormittag Ende Juni erbarmungslos. Der grosse Tisch lädt zum Gespräch, später wird sie hier zusammen mit ihrem Mann Reto und den beiden Kindern «Zmittag» essen. Dass sie heute nichts anderes möchte, als Bäuerin sein, glaubt man ihr aufs Wort. «Die Landwirtschaft ist das Fundament der heutigen Zivilisation», weiss sie. Sie hat den Wandel des Menschen vom Jäger und Sammler zur Sesshaftigkeit erst ermöglicht. Die dreijährige Ausbildung zur Landwirt:in sei «krass breit». Sie selbst hat Landmaschinenmechanikerin gelernt und später Bäuerin mit Fachausweis. Aufgewachsen ist sie als älteste von vier Geschwistern auf einem 18 Ha grossen landwirtschaftlichen Betrieb, etwa eine halbe Stunde entfernt. 2002 hat sie geheiratet und ist auf den Hof ihres Mannes gezogen. «Ich wusste, was mich erwartet.»
Die Hühnerschar, eine Kindheitserinnerung
In Sichtdistanz hat die Hühnerschar ihr Gehege verlassen. Unaufgeregt bewegen sich die Tiere auf dem Feld. Eveline Bachmann vermag das nicht in Hektik zu versetzen. Sie werde sich gleich darum kümmern. Seit einigen Jahren hält sie Weidelegehühner im mobilen Hühnerhaus. Das habe mit Kindheitserinnerungen zu tun, beantwortet sie die Frage nach dem Warum. «Meine Nachbarin hielt Hühner.» Das habe ihr bereits als Kind gefallen. Der heutige Betrieb trage sich mit der Milchwirtschaft und dem Ackerbau.
Top-Herde übernommen
Für das, was ihre Schwiegereltern ihnen ermöglichen, ist sie dankbar. «Mein Schwiegervater hilft noch heute, lange nach der Pensionierung, mit im Stall.» Gewisse Dinge hätten sie und ihr Mann zwar verändert, einiges aber auch beibehalten. «Wir konnten eine sehr gute Herde übernehmen», sagt sie, erstklassig in jeder Hinsicht. In so einem Fall müsse man alle Selbstgefälligkeiten zurückstecken.
Warum mithelfen wertvoll ist
Dass sie selbst als Kind mithelfen musste zu Hause, hat sie geprägt. Diese Prägung möchte sie auch ihren Kindern mitgeben. «Ein landwirtschaftlicher Betrieb ist ein Familienunternehmen. Jeder hat einmal Stalldienst.» Ob ausmisten oder Kälber tränken: «Wir leben miteinander und arbeiten miteinander.» Schliesslich müsse man im Leben immer wieder Dinge tun, die man nicht gerade «lässig» findet. Sie ist überzeugt: «Es ist etwas vom Wertvollsten, was wir unseren Kindern mitgeben können.»
Kontakt zu den Endverbrauchern
Eveline Bachmann liegt nicht nur am Herzen, was sie ihren eigenen Kindern mitgibt, sondern auch der Gesellschaft. «In unserer Betriebsplanung beziehen wir die Besucherinnen und Besucher ganz bewusst mit ein», sagt sie. «Wir wollen ein freundlicher Betrieb sein. Und es auch bleiben.» Das erklärt beispielsweise die Sichtlücke am Stall, wo die Kälber die Besuchenden quasi empfangen.
Erlebnis «Landwirtschaft»
Auch in der Vermarktung setzt sie auf das Direkte, Unmittelbare, auf das Erleben. In anderen Worten: Auf den Direktverkauf. So bietet sie im Holzschrank nahe beim Eingang nicht nur die eigenen Eier an, sondern auch Spargeln eines befreundeten Betriebs und Konfitüren einer Freundin. «Werbung habe ich noch gar nicht machen müssen.»
Hühnerschar mit 270 Tieren
Die Geschichte mit ihren Legehennen begann vor zehn Jahren, «mit einem alten Hühnerhaus», erinnert sie sich. «Wir wollten unabhängig bleiben, was den Absatz der Eier anbelangt.» Und Hühner seien darüber hinaus auch spannende Tiere, jedes mit einem eigenen Charakter. Bald schon stellten sich die 30 Eier pro Tag als zu wenig heraus. Die Mund-zu-Mund-Propaganda liess die Nachfrage nach Eiern in die Höhe schnellen. Heute hat Eveline Bachmann 270 Hühner. Eier im Überfluss aber keine.